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Lenzsiedlung

Lenzsiedlung_Entwurf_500ohneFW

Bauherr:

SAGA Siedlungs-Aktiengesellschaft Hamburg
GbR Ute & Dr. J. Bringezu (Baulos VI)

Baujahr:

2000-2008

 

2011: Deutscher Landschaftsarchitekturpreis 2011
Sonderpreis Wohnumfeld
Würdigung

Die Lenzsiedlung ist eine in den 70er und 80er Jahren gebaute Siedlung im Hamburger Bezirk Eimsbüttel, am südlichen Rand Lokstedts. Die Großsiedlung entstand nach dem städtebaulichen Leitbild „Urbanität durch Dichte“ in zwei Phasen. Zunächst entstand der südliche Teil mit 9- bis 13-geschossigen Hochhäusern in den Jahren 1976 und 1978. Der nördliche Teil mit 3- bis 5-geschossigen Klinkerbauten wurde 1984 fertiggestellt. Die Häuser wurden fast ausschließlich im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus errichtet und beinhalten fast 1130 Sozialwohnungen, die größtenteils im Besitz der Siedlungs-Aktiengesellschaft Hamburg (SAGA) sind.

In der Lenzsiedlung leben rund 3000 Menschen, von denen etwa 30% Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren und etwa 10% Anwohner über 65 Jahre sind. Viele der Einwohner der Siedlung sind junge Familien. Der Anteil der Anwohner anderer Herkunft beträgt 40%. Bei den 25- bis 29-jährigen liegt der Anteil bei über 60%. Auch ist die Siedlung von einer überdurchnittlich hohen Erwerbslosigkeit von 14,8% gekennzeichnet.

Das Plangebiet hat eine Größe von ca. 36.600qm und sollte in 5 Bauabschnitten geplant und realisiert werden. Zu Beginn der Planungsphase – im Jahr 2000 – bestand in der Siedlung ein unverkennbarer Instandhaltungs- und Investitionsstau bei Gebäuden und Aussenanlagen. Die in den 70ern geschaffenen Angebote für Spielen, Bewegung und Aufenthalt im Freien waren abgenutzt und verschlissen. Die Freiflächen vermittelten einen düsteren, verwahrlosten Eindruck und waren mitverantwortlich für das schlechte Image des Gebäudekomplexes im Stadtteil, sowie der gesamten Stadt Hamburg. Ein Einfluss auf die beobachtete Aggressivität der jugendlichen Bewohner, sowie die Häufung von Vandalismusschäden wurde angenommen.

Potentiale lagen jedoch in der guten Infrastrukturanbindung durch einen U-Bahn-Anschluss, der Nähe zum Kerngebiet des Stadtteils, in den bereits vorhandenen sozialen Angeboten des benachbarten Bürgerhauses und den räumlichen Möglichkeiten durch den grünen Innenhof und die umliegenden Freiflächen.

OUTSIDE! Landschaftsarchitekten begann mit Planungs- und Beteiligungsverfahren für die Freiflächen um die Senioreneinrichtung in der Siedlung. Dieser nördliche Bereich mit einer Fläche von ca. 4.200qm berücksichtigt insbesondere die Nutzungsansprüche der älteren Bewohnerschaft. Es schloss sich der Auftrag für ein Gesamt-Wegekonzept des Innenhofes an, welches ebenfalls von den bereits gesammelten Erkenntnissen der Aktivierungs- und Beteiligungsverfahren profititerte. So konnte als nächste Maßnahme die südliche zentrale Innenhoffläche als Spiel- und Aufenthaltsbereich realisiert werden. Hier entstanden vielfältige und anregende Spielbereiche für ein gemeinsames Spiel der älteren Kinder, sowie eingefriedete Bereiche, zugeschnitten auf die Nutzung durch Kleinkinder und Betreuungspersonen.

Die Möglichkeiten eines Mit- und Nebeneinanders unterschiedlicher Gewohnheiten und Bedürfnisse wurden durch das Anlegen ineinander übergehender Areale in einer lebendigen, bewegten Topographie realisiert. Besonders gut angenommen wurde hier ein mit blauem Gummibelag beschichtetes, aus Beton geformtes, Sofa-ähnliches Sitzobjekt in Form einer 30m langen Schlange. Zeitgleich zur Freiflächenerneuerung wurden von 2001-2005 die Gebäude modernisiert und energetisch saniert. Sukzessive den Fassadenarbeiten folgend, konnten bis 2005 in Hausnähe die Eingangsflächen und Terassen bzw. Mietergärten erneuert werden.

Der Siedlungszugang im Südwesten wurde in Abstimmung mit der Stadt Hamburg zu einer einladenden städtischen Fläche. „Platzwächter“, aus Sandstein gehauen, unterstreichen eine neue Identität. Daneben entstanden Treffpunkte an Orten mit Publikumsverkehr für Jugendliche zum „sehen-und-gesehen-werden“. Die Thematik des „Platzwächters“ wurde am südöstlichen Siedlungszugang im 4.Baulos wieder aufgenommen.

Entlang der in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Julius-Vossler-Straße wurden die Gebäudezugänge erneuert. Bereiche in unmittelbarer Fassadennähe sind durch Hochbeete vor den Erdgeschossfenstern „pirvatisiert“. Mit gleichen Mitteln arbeitete das Gestaltungskonzept des 5.Bauloses, welches zusätzlich die erforderliche Feuerwehrrettungstrasse integriert. Nutzungskonflikten, durch Ballspiele in den Eingangsflächen, wurde durch eine differenzierte Belagwahl begegnet.

Als abschließendes Baulos band sich 2008 der private Eigentümer des nord-östlichsten Gebäudekomplexes an das gestalterische Gesamtkonzept an, womit eine Fortführung der Gestaltung auf seinem Areal erreicht wurde. Es sollte bewusst keine Abgrenzung seines ebenfalls modernisierten und energetisch sanierten Gebäudes im Kontext der Siedlung geben. Auch hier wurden die Gemeinschafts- und Spielfächen im Freien erneuert.